Maximiliane Scheidt – Herforder Elektromotoren-Werke GmbH & Co.KG

Sie sind seit 2014 Geschäftsführerin des Unternehmens. Ist die Nachfolge Last, Herausforderung oder eher Berufung?

Für mich ist die Nachfolge eine freiwillige Herausforderung, die mir viel Freude macht. Ich empfinde es als Ehre, dass mir meine Eltern das Unternehmen anvertraut haben. Zur Last werden allerdings immer mehr Vorschriften, Richtlinien und Normen. Auch nicht immer populäre Entscheidungen treffen zu müssen, ist eine Last. Aber im Mittelpunkt steht immer die Zukunftssicherung des Unternehmens und damit die der Arbeitsplätze. Manchmal vergessen die Leute, dass auch Unternehmer Menschen mit Gefühlen sind. Doch nicht immer darf man sich von Gefühlen leiten lassen.

War Ihr Weg in das Unternehmen vorgezeichnet oder hätten Sie auch einen anderen Weg einschlagen können?

Man hat immer eine Wahl, nur man muss sich trauen, „Nein“ zu sagen. Meine Eltern haben mir das Unternehmen nie aufgedrängt und hätten jeden anderen Berufswunsch von meiner Schwester und mir genauso unterstützt. Sie sind sich bewusst, dass es zunehmend schwieriger wird, ein Unternehmen zu führen und würden auch heute noch eine andere Entscheidung als die Nachfolge respektieren.

Hinter Ihrem Produkt steckt Technik. Empfinden Sie es als Frau besonders schwierig, sich in diesem Bereich behaupten zu müssen?

Man muss sich – und das zu Recht – immer behaupten, egal, in welcher Branche und um welches Produkt es sich handelt. Den Bonus Tochter bzw. Sohn zu sein, gibt es nicht. Die Probleme und Missverständnisse in meiner Anfangsphase führe ich weniger auf mein Geschlecht als vielmehr auf mein junges Alter und die anfängliche Unerfahrenheit im sicheren Auftreten zurück.

Führen Frauen anders als Männer?

So pauschal würde ich das nicht sagen, es geht immer um das Individuelle. Jede Führungskraft muss ihren authentischen Führungsstil finden unabhängig vom Geschlecht. Wichtig ist, dass Frauen sich nicht unter Druck setzen lassen, denn es ist bei aller Gleichberechtigung völlig in Ordnung und wünschenswert, wenn Frauen ihren Fokus auf die Familie setzen. Das habe ich auch so bei meiner Mutter empfunden.

Darf ein Chef bzw. eine Chefin Schwächen zeigen? Und Sie als junge Frau?

Es ist wichtig, auch zu den Dingen zu stehen, die man nicht oder nicht so gut kann. Denn wir erwarten ja auch von unseren Kollegen und Kolleginnen, dass sie sich ehrlich reflektieren und dann an sich und der eigenen Weiterentwicklung arbeiten. Mit dieser Offenheit bin ich auch gleich zu Beginn meiner ersten Betriebsversammlung auf die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb zugegangen.
Für mich war immer wichtig, was ich im Laufe meiner Ausbildung und Vorerfahrung in meinen „Werkzeugkoffer“ gepackt habe, um zu führen. Führen bedeutet für mich, die besten Rahmenbedingungen für die anderen zu schaffen und ein erfolgreiches Team aufzubauen.

»Führen bedeutet für mich, die besten Rahmenbedingungen für die anderen zu schaffen und ein erfolgreiches Team aufzubauen.«

Bei all der Verantwortung ist ja der innere Ausgleich wichtig. Wie tanken Sie auf?

Ich habe ein fantastisches privates Umfeld, wofür ich sehr dankbar bin. Diese Menschen passen sehr gut auf mich auf und beraten mich, kritisieren mich aber auch. Und ich habe die Möglichkeit, meinem Hobby fast täglich nachzugehen.
Sie sind gebürtige Herforderin und sehr engagiert – was fällt Ihnen zum Kreis Herford ein?
Ich bin in Herford geboren, aber nicht aufgewachsen. Nach Herford zurückgekehrt bin ich erst im Rahmen meiner Ausbildung und dann wieder im Jahr 2014. Ich mag und schätze die Ostwestfalen, denn sie sind den Mecklenburgern – dort bin ich aufgewachsen – sehr ähnlich: hilfsbereit, unaufgeregt und vor allem ehrlich. Dies erkennt man aber dann doch oft erst, wenn man hier lebt. Dies ist sicherlich auch ein Grund für mein Engagement. Ich habe Hilfe erfahren und ich möchte auch hiervon etwas zurückgeben.