Edeka Wehrmann GmbH & Co. KG – Julia Wehrmann

Als junge Frau stellt man sich möglicherweise spannendere Geschäftsfelder vor als eine Karriere im Lebensmitteleinzelhandel. Wurde Ihnen das Edeka-Gen in die Wiege gelegt oder fiel die Entscheidung erst später?

Mein erklärtes Ziel war es, Ballettpädagogin zu werden. In den Lebensmitteleinzelhandel bzw. in das Geschäft meines Vaters einsteigen, wollte ich nie! Nach dem Abi wurde es dann doch das BWL-Studium, Schwerpunkt Eventmanagement. Rückblickend würde ich doch erst eine Ausbildung machen und dann studieren.

Erste Edeka Wehrmann-Luft schnuppern und Erfahrungen sammeln konnte ich bei der Organisation des Edeka-Wehrmann Weinstands auf dem Bünder Zwiebelmarkt. Ich war erstaunt, wie unglaublich vielfältig das war. Dann folgte während des Studiums ein Praktikum bei der Edeka-Minden GmbH im Rahmen dessen ich u.a. die Organisation und Umsetzung der Aufführung eines für Edeka geschriebenen Musicals an verschiedenen Orten für die komplette Belegschaft der ganzen Region übernehmen durfte. Danach war ich dann infiziert (O-Ton) von der Branche, dem Lebensmitteleinzelhandel und vom Unternehmen Edeka!

Wie war Ihr Einstieg in die Wehrmann GmbH & Co. KG? Regale einräumen, Kasse und/oder bspw. Käsetheke oder haben Sie direkt in der Geschäftsführung angefangen?

Zunächst war ich bei Edeka in Minden in einem kleinen Team im Bereich Marketing, Ernährungsservice, angestellt. Dort konnte ich erste Führungserfahrung sammeln und erleben, dass das, was mein Vater tut, so viel breiter gefächert ist als einfach nur Lebensmittel ein- und verkaufen, Ware einräumen oder an der Kasse arbeiten, wie man das früher vielleicht verstanden hat. Wobei, auch das gehört natürlich dazu und selbstverständlich habe ich auch in diesen und anderen Abteilungen mitgearbeitet. Das waren wichtige, positive und nachhaltige Erfahrungen!
Durch verschiedene Netzwerke hatte ich ebenfalls Gelegenheit andere Unternehmen und Unternehmerpersönlichkeiten, faszinierende und interessante Menschen der Branche kennenzulernen. Das alles zusammen genommen, hat mich nicht mehr losgelassen. Es folgten dann diverse Stationen in den Märkten und Abteilungen der Edeka Wehrmann GmbH & Co. KG. Und immer wieder waren es Vorgesetzte, Mitarbeiter und Kollegen, die mich auf meinem Weg bis in die Führungsebene unterstützt und bestärkt haben. Kein Tag war bisher wie der andere. Mittlerweile bin ich schon zehn Jahre dabei und die Zeit verging wie im Flug.

Welchen Herausforderungen mussten und müssen Sie sich in der Geschäftsführung als „Newcomerin“ stellen?

Das war überhaupt nicht schwierig, weder auf Geschäftsleitungsebene noch bei der Belegschaft. Ich bin ja schon lange im Unternehmen, habe in so gut wie allen Märkten gearbeitet und kenne fast alle Voll- und Teilzeitkräfte persönlich und mir wurde von Anfang an viel Akzeptanz und Vertrauen entgegengebracht.
Auch die Duz-Kultur im Unternehmen, die mein Vater 2010 schon eingeführt hatte, nimmt viel Hemmung, ohne respektlos zu werden, ganz im Gegenteil. Eine gute Ebene, um auch schwierige Dinge anzusprechen, Konflikte zu lösen und das Team zu stärken. Wichtig war mir immer, durch meine Person, als Julia, zu wirken und nicht aufgrund meines Nachnamens.

»Einkaufen bei uns ist ebenso Erlebnis und soll mit Genuss, Inspiration und Gemeinschaft verbunden werden.«

Sie verantworten den Bereich Personal und pushen den Bereich „Ernährung und Event“. „Genau mein Ding – Tu was Du liebst!“ Was fällt Ihnen spontan zu diesem Edeka-Slogan ein?

Das Herz unseres Unternehmens sind unsere Mitarbeiter. Wir haben in den letzten Jahren verstanden, dass eine gute Aus-und Weiterbildung auch unser Unternehmen voranbringt und langfristig stärkt. Deshalb investieren wir hier gerne, z.B. in eigene Seminarräume, betriebliche Aus- und Weiterbildung usw. und bauen diesen Bereich stetig aus. Die Erfolge sind spürbar im Arbeitsalltag. Sei es im Umgang miteinander, mit Kunden oder in der fachlichen Kompetenz. Wenn man diese positiven Auswirkungen sieht und spürt, dann macht einen das glücklich und stolz, weil man weiß, dass man einen Beitrag dazu leisten konnte.
Und dann ist da noch mein zweites Steckenpferd, Veranstaltungen und Events, unsere etwas andere Kundenansprache. Bereits als ich Marktleiterin war haben wir viele Veranstaltungen und Aktionen im Markt auch in Kooperation mit anderen, beispielsweise Restaurants, organisiert und durchgeführt. Ich habe einfach Spaß daran und bin voller Ideen, egal ob Aktionen zu Spargel, Steak oder Sushi, Küchenparty oder Kochschule („Keine Angst vor ganzen Fischen“, Grillabende, etc.). Und nicht nur ich, auch viele meiner Kollegen lieben das und organisieren mit.
Einkaufen bei uns ist ebenso Erlebnis und soll mit Genuss, Inspiration und Gemeinschaft verbunden werden. Ja, wir lieben Lebensmittel und geben gerne die Freude, die wir an guten, hochwertigen Lebensmitteln haben im Markt und während dieser Aktionen und Events weiter.

Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang und generell Regionalität für Ihre Märkte und für Sie selbst?

Das spielt eine sehr große Rolle! Was wir regional beziehen können, beziehen wir regional. Schauen Sie sich in unserem Markt um. Auf Fotos finden Sie unsere regionalen Lieferanten gemeinsam mit ihren Produkten. Der enge Kontakt zu ihnen ist uns sehr wichtig und daher fahren wir auch immer persönlich bei den Betrieben vorbei. Einmal jährlich etwa, das ist quasi schon Tradition, fahren wir zum Apfel- oder Erdbeerseminar auf dem Obsthof Otte in Hiddenhausen. Niemals hätte ich vermutet, wie viel Aufwand es erfordert, um nur eine einzige Erdbeere zu pflücken, oder um ein anderes Beispiel zu nennen, wie die Aufzucht und Haltung von Strohschweinen aussieht. Einmal schulen wir durch diese Besuche unsere Mitarbeiter, schaffen zugleich aber auch Verständnis für das Produkt, in einem Wort: Wertschätzung! Wie auch unser Motto schon aussagt: Du bist es wert! Das gilt für alle! Unsere Kunden, unsere Lieferanten, selbstverständlich für jeden einzelnen Kollegen und auch uns selbst.