FHB original – Peter Hoffmann

FHB ist absoluter Marktführer in Europa für Zunftbekleidung. Was ist der Unterschied zwischen Zunftbebekleidung und Arbeitsbekleidung?

Die klassische Zunftbekleidung ist eine besonders robuste Arbeitsbekleidung für die Hauptberufsgruppen des Handwerks, insbesondere Zimmerer, Dachdecker und Maurer. Hauptmerkmal dieser Bekleidung war und ist der besonderes schwere Stoff der Bekleidung: Zum einen der sogenannte Trenkercord oder früher auch Manchester genannt und zum anderen der sogenannte Zwirn-Doppel-Pilot, auch gern als Englisch-Leder bezeichnet. Beide Stoffe wiegen deutlich über 500 g/m². Zum Vergleich: Der Stoff für eine „normale“ Arbeitshose wiegt nur die Hälfte – ca. 250 g/m2. Charakteristisch sind die zwei Frontreißverschlüsse. Wer auf diese Idee kam, die Zunfthosen mit zwei Reißverschlüssen auszustatten, ist uns nicht bekannt. Vielleicht war es ja mein Uronkel, denn in der Historie der Zunftbekleidung waren die Hosen nicht mit zwei Reißverschlüssen versehen. Echte Zunftbekleidung ist voller Details und versteckter Symbolik. Auf den ersten Blick für Außenstehende kaum zu erkennen. Zunfthosen mit Schlag sollen beispielsweise verhindern, dass Späne in den Schuh gelangen. Die Traditionsbekleidung kann durchaus als Aushängeschild für das Bewahren von Traditionen im Handwerk gesehen werden.

Maßanfertigung am Standort Spenge

Hier am Standort Spenge werden standardmäßig Zunfthosen, Zunftwesten und Zunft-sakkos aus den schweren Stoffen geschneidert. Immer beliebter wird die Maßanfertigung an unserem Standort Spenge.

Bei uns gehen Wanderburschen ein und aus und lassen sich hier ihre individuelle Kluft anfertigen. Die Kleidung ist teilweise Kult, auch bei Zielgruppen außerhalb der Handwerkszünfte.

Wodurch unterscheidet sich die Leistung/das Angebot Ihres Unternehmens ganz konkret von dem Ihrer Wettbewerber?

Die Herausforderung ist die Komplexität der einzelnen Produkte und die Vielfalt von Größen und Farben. Das liegt zum einen an den Kriterien, die diese Kleidung erfüllen muss, zum anderen an den Ansprüchen, die die Zielgruppen für Berufs-/Schutz-bekleidung stellen. Das besondere bei uns ist das Farbkonzept, also unser Programm aus über 34 Produkten in 10 Farben. Wir unterscheiden uns außerdem mit einer differenzierten Größenvielfalt (32 Größen im Hosenbereich) in der Zunft- und Arbeitsbekleidung.

Darüber hinaus haben alle Produkte Vornamen, mit denen sich unsere Händler und Kunden seit Jahren quasi angefreundet haben. Unsere Produkte sind fast zu schade für die Arbeit, so sehen es jedenfalls unsere Träger. Dies zeigt sich auch in dem besonders modischen Design und der hohen Qualität. Wir verbinden Altes mit Neuem, verbinden Tradition und Qualität mit hoher Funktionalität.

Unsere neueste Entwicklung: Die leichteste Hose wiegt 200 g/m2 und besteht aus einer Vollzwirnware in Kombination mit einer 150 g/m² 4-Wege-Stretchware. Das ist schon eine Innovation im Bereich der Arbeitskleidung mit cleveren Funktionalitäten.

FHB stellt die schwere Zunftbekleidung in Deutschland her (handmade in Deutschland). Ein Teil der Arbeitskleidung wird in Produktionsstätten in Asien, Albanien, Armenien, Polen und an vier Standorten in der Ukraine gefertigt. Stehen Sie in Kontakt zu den Partnern vor Ort? Läuft der Betrieb weiter?

Der Krieg in der Ukraine hat mich natürlich geschockt. Wir haben sofort telefoniert, um zu erfahren, wie es unseren langjährigen Partnerbetrieben geht. Die Firmen liegen im Westen des Landes, 70 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. Der dritte Betrieb befindet sich weiter nördlich in Richtung der Grenze zu Belarus. Wir beliefern die Betriebe weiter mit den entsprechenden Risiken. Das ist nicht einfach. Die Ukrainer möchten weiterarbeiten, sie kämpfen für ihre Freiheit und möchten einfach nur ihr altes Leben zurück. Jetzt muss ein Betrieb Militärbekleidung nähen. Unsere Teile bleiben zunächst liegen und werden später gefertigt.

Wie sieht Ihr Engagement für gute Arbeitsbedingungen in der Produktion generell vor Ort in Osteuropa aus?

Die Produktionsstätten in Osteuropa sind rechtlich selbständig. Bei der Wahl der Betriebe erkundigen wir uns nach Zertifizierungen und natürlich sind wir persönlich vor Ort, um zu prüfen, was für Arbeitsbedingungen vorliegen und wie die Geschäftsleitung mit ihren Mitarbeitern umgeht. Unsere Techniker sind mehrmals im Jahr in den Betrieben und bauen so einen intensiven Dialog auf.

»Seit der Gründung unseres Familienbetriebs produzieren wir in unserer Näherei in Spenge, was einmalig ist in der Textilindustrie. Somit schaffen wir beste Arbeitsbedingungen und fördern die lokale Wirtschaft.«

Ist Nachhaltigkeit ein Thema?

Definitiv. Unternehmerisches Verantwortungsbewusstsein prägt FHB bereits seit der Gründung. Jede Entscheidung die getroffen wird, wurde schon immer und wird immer noch, aus den verschiedensten Perspektiven durchleuchtet, dazu zählt auch Nachhaltigkeit.
Seit der Gründung unseres Familienbetriebs produzieren wir in unserer Näherei in Spenge, was einmalig ist in der Textilindustrie. Somit schaffen wir beste Arbeitsbedingungen und fördern die lokale Wirtschaft. Insgesamt betrachtet lassen wir unsere Produkte zum Großteil – nämlich zu über 60 Prozent – in Deutschland und Osteuropa anfertigen. Dafür setzen wir vorwiegend heimische Stoffe und Materialien ein. Somit sind die Beschaffungswege kurz. Unsere Lieferanten kennen wir seit Jahrzehnten und vertrauen ihnen.
Außerdem kooperieren wir mit Bildungseinrichtungen und unterstützen auch die Berufsmesse in Herford. In diesem Rahmen besuchen unsere Kollegen Schulen aus unserer Region und werben gezielt für die Messe und Berufsfelder, in denen aktuell ein Fachkräftemangel vorherrscht. Dazu zählen auch unsere Ausbildungsangebote wie Modenäher/in oder Fachlagerist/in. In diesen Bereichen bilden wir selbst aus, bieten beste Möglichkeiten übernommen zu werden und den Einstieg in ein langfristiges Arbeitsverhältnis.

 

1970 zog das Unternehmen an den heutigen Standort nach Spenge. Warum gerade Spenge im Kreis Herford?

1947 gründete Fritz Höhne die ursprüngliche Firma & Mischke in Bielefeld. Ich lebe zwar mit meiner Familie in Bielefeld, aber der Standort in Spenge war durch den Umzug 1970 verankert. In den achtziger Jahren übernahm Margit Hoffmann (Tochter von Hr. Höhne) und ihr Ehemann Bernd Hoffmann das Unternehmen. Nach dem Tod von Bernd Hoffmann 1996, bin ich dann in das Unternehmen meines Onkels eingetreten.

Anfang 2003 habe ich dann das Unternehmen von Margrit Hoffmann gekauft und bin Spenge treu geblieben. Dies soll auch in der Zukunft so sein. Wir investieren gerade hier ca. 1,5 Millionen, um den Standort moderner und nachhaltiger aufzustellen.

Wie bzw. wo vertreiben Sie Ihre Produkte?

Wir suchen die enge Zusammenarbeit mit dem Fachhandel, weil dieser die Nähe zu den Kunden hat. Verschiedene Betriebsformen des Handels sind unsere Kunden wie z.B. der Facheinzelhandel für Berufsbekleidung, der technische Handel, Profi-Baustoffhändler, Bedachungshändler und natürlich auch Online-Händler. Um nicht nur handelsorientierte Kommunikation zu betreiben, gehen wir jetzt auch verstärkt auf Endverbrauchermessen wie z.B. die „Dach und Holz“ in Köln oder in 2023 erstmalig auf die „Bau“ in München.

Mit welchen 3 Worten würden Sie sich beschreiben?

Drei Worte? Oh je … ich versuche es:

begeisterungsfähig – entspannt – kreativ


Redaktionsbeitrag zu Peter Hoffmann
Schon als Kind hatte Peter Hoffmann den Bezug zu schönen Stoffen. Seine Eltern führten den hochwertigen Hersteller Walter Hoffmann Blusen & Hemden in Bielefeld und hatten ihren Sohn Peter schon früh bei der Auswahl der hochwertigen Stoffe einbezogen. Nach seiner Lehre bei Seidensticker in Bielefeld hat Peter Hoffmann Wirtschaftswissenschaften in Münster studiert. 1996 trat er in die Unternehmensführung bei Höhne & Mischke ein. Mit seiner Übernahme des Unternehmens im Jahr 2003 wurde die Angebotspalette ausgedehnt und eine konsequente Unternehmensstrategie verfolgt. FHB wurde schon mit dem Titel „Marke des Jahrhunderts“ und dem Marken-Oskar „German Brand Award“ ausgezeichnet.