Knoke Beschlagtechnik GmbH – Jens Koch

„Wir sind Möbelrollläden“ – so steht es auf Ihrer Webseite. Angefangen hat Ihr Vater vor über 25 Jahren mit Beschlägen und Scharnieren. Wie kam es zu diesem Produktwechsel?

Es handelt sich nicht um einen Produktwechsel, sondern vielmehr um eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Eine Produktgruppe, die wir montiert haben, waren sog. Gewichtsausgleichbeschläge für Möbelrollläden. Diesen Bereich konnten wir durch eigene Lösungen ergänzen und so sukzessive ausbauen. So entstanden zunächst spezielle Führungen. Später haben wir auch die Rollläden selbst entwickelt. Zusammen kombiniert finden sich diese Elemente in unserem Einbausystem „smart case“ wieder. Mit diesem konnten wir die aktuelle Modulbauweise für Rollladenschränke in der Küchenindustrie etablieren.

Sie produzieren 20.000 Rollläden pro Jahr. Das hört sich nach Massenfertigung an – stimmt aber nicht, oder?

Wir verstehen uns als sog. Variantenfertiger. Das bedeutet, dass jedes Rollladensystem hinsichtlich des Werkstoffs, der Oberfläche, des Beschlagsystems, der Führungen, natürlich seinen Abmessungen und nicht zuletzt seinem Zubehör wie Schlössern, Griffen oder elektrischen Antrieben für seinen jeweiligen Einsatzzweck maßgeschneidert wird. Das kann man z.B. mit der Automobilindustrie vergleichen, in der auch große Stückzahlen vom Band laufen. Aber aufgrund der zahlreichen Individualisierungsmöglichkeiten ist praktisch jedes Modell, das am Tag gefertigt wird, ein Unikat.

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Holz, Kunststoff und Aluminium sind Werkstoffe, die wir alle bei Rollläden kennen. Welche besonderen Anwendungen bietet der Werkstoff Glas?

Glas ist ein Werkstoff, der als sehr wertig wahrgenommen wird und in den letzten Jahren in der Möbelindustrie einen wahren Boom erlebt hat. Insofern ist Glas ein modernes Gestaltungselement – auch und gerade für Möbel. Aufgrund seiner kratzfesten Oberfläche ist Glas aber auch sehr robust. Es passt als praktischer Rollladenschrank daher auch sehr gut in anspruchsvolle Umgebungen wie z.B. Arztpraxen und Medizinmöbel.

Das Unternehmen hat in der Vergangenheit einiges an Neuerungen eingeführt, wie beispielsweise den Verschluss per Chip oder die Lichtschranke. Wer gibt den Impuls für diese Entwicklungen, eher Ihre eigenen Mitarbeiter oder eher die Kunden?

Unsere Produkte sind immer das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Das klingt trivial, aber wir hören zu und kreieren Lösungen, die speziell auf die Anforderungen unserer Kunden zugeschnitten sind. Aber Henry Ford hat einmal in Bezug auf die Entwicklung des Automobils gesagt: „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie mir gesagt: schnellere Kutschen.“ Insofern ist es auch nicht schlecht, einen eigenen Ideenpool für die weitere Entwicklung zu haben. Und den haben wir.

»Unsere Produkte sind immer das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit mit unseren Kunden.«

Was bringt die nahe Zukunft an Neuerungen in Ihrem Bereich – sind es neue Werkstoffe oder elektrische Antriebe?

Ein ganz großes Thema ist aktuell das, was unter dem Begriff „smart home“ zusammengefasst werden kann. Damit ist die Vernetzung von elektrischen Geräten und Funktionen im Haushalt – aber nicht nur dort – gemeint. Als Funktionsmöbel ist der Rollladenschrank Teil einer solchen Entwicklung. Das wird sehr spannend, weil sich dieser Sektor enorm dynamisch gestaltet und längst nicht absehbar ist, wie stark dieser Bereich der Digitalisierung unseren Alltag zukünftig bestimmen wird.

Vom Standort Enger ist das Unternehmen mit einem Exportanteil von 50 % in der ganzen Welt zu Hause. Wo liegen die Herausforderungen für ein Unternehmen Ihrer Größe, um „Grenzen“ überwinden?

Da sind zum einen ganz praktische Dinge zu erwähnen, beispielsweise die Sprache. Als kleineres Unternehmen können wir nicht alle Landessprachen im Unternehmen abbilden. Zum anderen basiert menschliche Zusammenarbeit bei allen technischen Kommunikationsmöglichkeiten immer noch auf persönlichem Kontakt. Das ist nach wie vor die wichtigste Basis, um Vertrauen für eine Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg aufzubauen. Es geht also darum, in unseren Märkten präsent zu sein und im wahrsten Sinn des Wortes Gesicht zu zeigen. Ohne eigene Auslandsniederlassung heißt das eben: Koffer packen und die Kunden vor Ort besuchen.

Was schätzen Sie am Standort Enger?

In unserer Branche kommt es zunehmend auf Geschwindigkeit an – sowohl in der Realisierung neuer Ideen als auch später bei der Vernetzung der gesamten Lieferkette. Um rasch eine zuverlässige Lösung präsentieren zu können, sind wir auf ein dichtes Netz von spezialisierten Zulieferern und Partnern und nicht zuletzt auf gut ausgebildete Mitarbeiter angewiesen. All das finden wir hier.