Alexandra Altmann – Altmann GmbH

Sie sind seit 2015 im Unternehmen. Ist die Nachfolge Last, Herausforderung oder eher Berufung?

Ich bin im Jahre 2015 als Geschäftsführerin in das Unternehmen gekommen und habe das Unternehmen Mitte 2016, also relativ schnell, als geschäftsführende Gesellschafterin übernommen. Ich empfinde es nicht als Last, sondern eher als Herausforderung. Natürlich ist es in gewisser Weise schon eine Bürde und ohne Frage eine hohe Verantwortung, aber die Herausforderung überwiegt.

War ihr Weg in das Unternehmen vorgezeichnet oder hätten Sie auch einen anderen Weg einschlagen können?

Nein, der Weg war nicht vorgezeichnet. Ich habe nach dem Studium des Wirtschaftsrechts zunächst in der Rechtsabteilung eines Konzernunternehmens gearbeitet. Letztendlich hatte es für mich aber einen besonderen Reiz, die Nachfolge in einem Familienunternehmen anzutreten, sodass ich dann doch hier gelandet bin. Geplant war dieses aber so nicht. Vielmehr hat mich auch der Ehrgeiz getrieben, das Familienunternehmen zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Also haben Sie es schon als Verpflichtung gegenüber der Familie wie auch gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgefasst?

Genau! Eine Verpflichtung mit dem Ziel, dass sich das Unternehmen auch in den nächsten 50 Jahren positiv weiterentwickelt mit allen damit verbundenen Veränderungen.

Hinter Ihrem Produkt steckt Technik. Empfinden Sie es als Frau besonders schwierig, sich in diesem Bereich behaupten zu müssen?

Also interessanterweise hinterfragt habe ich das nicht, denn ich habe beispielsweise auch eine Fertigungsleiterin. Wenn wir zu zweit auftreten, haben wir nicht das Gefühl, dass das hinterfragt wird. Ich selbst bin technisch interessiert und war das auch schon immer, fahre Motorrad und habe auch viel selbst an den Maschinen gemacht. Es war auch nie ein Problem mich in technische Dinge einzuarbeiten. Bevor ich in das Unternehmen gegangen bin, habe ich einen Kurs „Technik für Kaufleute“, der über ein halbes Jahr gegangen ist, besucht. Hierüber habe ich die grundlegenden technischen Dinge gelernt, um beispielsweise auch technische Zeichnungen lesen zu können. Dazu gehörten auch Bereiche wie Werkstoffkunde und Elektrotechnik, damit ich auch weiß, worüber meine Mitarbeitenden sprechen. Ich selbst muss nicht wissen, wie man es lösen kann, ich muss nur wissen, worum es geht. Das ist auch ein wichtiger Punkt gegenüber Kunden und Lieferanten, denn ich sehe es schon so, dass ich mich mit diesen Dingen beschäftigen muss. Allerdings habe ich mal einen Mann kennengelernt, der mir als Geschäftsführer eines technischen Unternehmens ganz klar gesagt hat, dass er von Technik keine Ahnung hat und er auch keine Lust hat, sich damit zu beschäftigen. Das habe ich als ganz schlimm empfunden.

Sie sind als Frau in einer Führungsrolle. Führen Frauen anders als Männer?

So generell kann man das nicht sagen. Ich selbst habe einen offenen, kooperativen Führungsstil. Ich bin aber nicht der Meinung, dass der Führungsstil abhängig vom Geschlecht ist. Man sagt zwar, dass sich Frauen besser in Menschen hineinversetzen können, ich habe das aber auch schon bei Männern erlebt.

Darf ein Chef bzw. eine Chefin Schwächen zeigen? Und Sie als junge Frau?

Aus meiner Sicht schon. Wichtig ist, dass ein Chef in schwierigen Situationen einen klaren Kopf behält und damit den Mitarbeitenden zeigt, dass er an der richtigen Stelle sitzt. Wesentlich ist aber auch, dass der Chef oder die Chefin in schwierigen Situationen den Kopf nicht in den Sand steckt, sondern versucht, das Unternehmen aus dieser Situation wieder herauszubekommen. Denn nur so kann ich in schwierigen Situationen mit Kunden, mit Mitarbeitenden oder bei Konflikten unter den Mitarbeitenden entsprechend handeln und mich diesen Situationen stellen. Das zeichnet eine Chefin bzw. einen Chef aus.
Bei all der Verantwortung für den Betrieb und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist der innere Ausgleich wichtig. Wie tanken Sie auf?
Ich versuche in meiner Freizeit rauszukommen, nicht an den Betrieb zu denken und ungewöhnliche Dinge zu machen. Das kann beispielsweise eine Motorradtour sein, die ich anlässlich einer Veranstaltung in Riga alleine von Herford über Schweden nach Lettland gemacht habe. Aber grundsätzlich sind es auch Aktivurlaube in Deutschland, mit denen dann nicht unbedingt eine weite Anreise verbunden ist – denn geschäftlich bin ich schon eh viel unterwegs. Wichtig hierbei ist, dass ich mich völlig aus dem Alltag herausnehme.

» Denn wir machen viel Handarbeit und umso wichtiger ist es, eine geringe Personalfluktuation und damit ein eingespieltes Team zu haben.«

Sie sind wiederholt als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet worden. Registrieren das die Kunden? Bringt das dem Unternehmen einen Mehrwert?
Die Kunden sehen das schon und sprechen uns auch aktiv an. Vielmehr achten hierauf aber Bewerberinnen und Bewerber, die sich in Gesprächen dann auch informieren, was sich genau mit der Auszeichnung verbindet. Das ist für uns der entscheidende Mehrwert, denn unser Bestreben ist es, unsere Mitarbeitenden langfristig an das Unternehmen zu binden. Denn wir machen viel Handarbeit und umso wichtiger ist es, eine geringe Personalfluktuation und damit ein eingespieltes Team zu haben. Wir haben zahlreiche Mitarbeiter, die schon sehr lange bereits bei uns arbeiten.
Sie sind gebürtige Herforderin – was fällt Ihnen zum Kreis Herford ein?
Der Kreis Herford hat in den letzten Jahren eine enorme Wandlung vorgenommen. Das mag sicherlich daran liegen, dass ich das in den letzten Jahren bewusster wahrnehme. Herford als Stadt bietet allen Altersgruppen viele Möglichkeiten, ist gut verkehrlich angebunden und das ist für mich und natürlich auch für den Standort ein echter Vorteil.