Oliver Flaskämper – Denkwerk
1998 gründeten Sie den bekannten Online-Preisvergleich Geizkragen.de, der 2001 zur beliebtesten Webseite Deutschlands gewählt wurde – war dies der Startschuss für Sie, weitere Unternehmen zu gründen?
Eigentlich hatte ich das „Gründergen“ von Anfang an in mir – schon als kleiner Junge hatte ich mir gedacht, dass ich wohl irgendwann selbständig sein und mein eigenes „Ding“ machen möchte … ich habe das gemacht, was man so macht: ich war auf Flohmärkten unterwegs, habe an- und verkauft – das hat mir immer Spaß gemacht. Und – ich fand Wirtschaft immer schon spannend – wie Wirtschaft funktioniert mit den Themen Angebot und Nachfrage, wie sich Preise entwickeln und warum sie sich so entwickeln. Und das hat sich dann zwangsläufig so ergeben, dass ich angefangen habe, Dinge auszuprobieren und mich selbständig zu machen.
Wann haben Sie dann Ihr erstes Start-up gegründet?
Sie waren 4 Jahre bei der Bundeswehr! Wie passt dies zu Ihrem Drang nach Selbstständigkeit, Selbstbestimmtheit und Freiheit zusammen?
»Bitcoin.de war eine Teamleistung und dann eben noch von Herford aus…«
Weiter zum Thema „Gründen“: Sie haben mit Bitcoin.de Deutschlands bisher einzigen regulierten Handelsplatz für die neue Internet-Währung Bitcoin gegründet … und sind unangefochten der „Kryptokönig“ aus Herford ….
Das Denkwerk Herford – ein Gründer- und Unternehmerzentrum auf über 3.000qm. Sie sind Anfang 2000 vom NRW Wirtschaftsminister mit dem „GO! NRW Gründerpreis“ und vom Bundespräsidenten für Ihr Ausbildungsprojekt „ChefAzubi“ als „Ausgewählter Ort im Land der Ideen 2011“ ausgezeichnet worden. Ist Herford der neue Hotspot? Spielt hier die Musik? Berlin war gestern?
Ich glaube, dass das Denkwerk in der Konstellation der Dinge, die wir hier anbieten, wirklich einzigartig ist. Mag sein, dass es irgendwo in Deutschland etwas gibt, was ähnlich ist, aber in dieser Form mit Co-Working, Besprechungsräumen, Büros, Briefkästen, der Lounge, dem Veranstaltungsraum, Sauna, Fitness, unserem Masseur und unserer Frisörin haben wir im Denkwerk eine Menge an Auswahl – und darauf kommt es an. Wir sind mit dem Denkwerk sehr erfolgreich und bekommen viel Zuspruch – und es wächst auch von allein … weil es weiterempfohlen wird. Empfehlungsmarketing ist sowieso das beste! Das Produkt muss für sich alleine sprechen und das tut es. Das merken wir an dem stetigen Wachstum. Wir wollten hier keinen Boom oder Hype haben, sondern es sollte sich langsam entwickeln, weil die Struktur auch mitwachsen können muss. Der ganze Unterbau muss passen – wir kommen ja nicht aus der Gastronomie oder aus dem Bereich Bürocenter, wir sind allesamt Menschen (inkl. meiner Person), die da reinwachsen mussten. Das haben wir hier gut geschafft. Zudem muss man ja auch mal etwas ausprobieren. Dann gibt es Dinge, die funktionieren und es gibt Dinge, die funktionieren aber auch nicht. Das war hier im Denkwerk genauso. Man „versenkt“ auch mal Geld. Das gehört aber auch zum Ausprobieren dazu. Das ist normal. Das ist für manchen Unternehmer schwer zu verstehen oder auch schwer zu akzeptieren, aber für die öffentliche Hand wahrscheinlich noch krasser und wenn man dann mal etwas macht, was nicht so funktioniert hat, dann wird mit dem Finger gezeigt und keiner sagt: „Toll, dass du das mal ausprobiert und gewagt hast!“. Manches muss man einfach ausprobieren, da die Menschen an den verschiedenen Standorten sehr unterschiedlich sind. Auch wenn eine gewisse Vorsichtigkeit (der konservative Ostwestfale) hier ist, wird dann aber auch wertgeschätzt, wenn etwas gelingt.
Mehr Informationen unter: www.denkwerk-herford.de
Interview 27. Juni 2020
Neben vielen Aufsichts- und Verwaltungsratsmandaten bei diversen, teils börsennotierten Unternehmen, engagieren Sie sich zudem ehrenamtlich in verschiedenen Organisationen. Woher nehmen Sie die Zeit?
Zeit ist natürlich Mangelware. Vor allem, wenn man schon mehrere Ehrenämter hat, hat es oft zur Folge, dass weitere dazu kommen oder drohen, dazu zukommen. Weil alle wissen, „der macht doch schon etwas, dann fragen wir mal den“. Da gibt es dann natürlich auch irgendwann Limits. Man hat auch einen eigenen Anspruch, all die Ämter und Funktionen zu erfüllen und wenn man sich dann am Ende nur noch entschuldigen muss, weil man es einfach nicht schafft, ist dies natürlich auch nicht motivierend und frustriert. Von daher muss man einen Ausgleich Beruf, Privatleben und den Ehrenämtern finden – vor allem, wenn einem das „Neinsagen“ schwerfällt.