AGOFORM GmbH – Jan Ottensmeyer

Als familiengeführter Mittelständler ist AGOFORM hochinnovativ. Nur wenige verbinden mit den Erfindungen des thermogeformten Besteckeinsatzes aus Kunststoff und der Antirutschmatte auf Polystyrol-Basis das Unternehmen. Wer treibt das Unternehmen bei Entwicklung und Innovation an – sind es die Mitarbeiter oder Ihre Kunden?

Unsere Produkt- und Serviceinnovationen müssen für den Empfänger von Nutzen sein. Sie sind daher überwiegend das Ergebnis partnerschaftlicher Entwicklungsarbeit unserer Spezialisten zusammen mit unseren innovativen Kunden. Nur gemeinsam führen wir Ideen zum Erfolg. Zu zahlreichen Entwicklungen trägt unsere hohe Wertschöpfungstiefe bei, da wir mit unserer eigenen Extrusion bereits bei der Auswahl des Kunststoffgranulats anfangen können, um Innovationen zielorientiert, flexibel und schnell umzusetzen.

Ehrlich gesagt, manchmal hat uns auch unsere Konkurrenz angetrieben: es ist unser Ehrgeiz, unseren Vorsprung nicht nur zu halten, sondern weiter auszubauen. Es ist wie beim Radfahren – wer kontinuierlich in die Pedale tritt, überwindet Berge und Täler, um dahinter Neues zu entdecken.

Was unterscheidet ein Familienunternehmen von anderen Unternehmen?

Die zahlreichen Familienunternehmen Deutschlands bilden auch in OWL die solide Basis für unsere wirtschaftliche Stärke – vielfach sind sie Weltmarktführer, die sogenannten „Hidden Champions“. Warum sind Familienunternehmen aber so stark? Weil persönlich haftende Familienunternehmer nicht in Quartalsberichten denken, sondern die Verantwortung und Haftung für die Weiterentwicklung ihrer Unternehmen sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehmen – bis zur Übergabe an die nächste Generation. In einem mittelständischen Familienunternehmen fühlen sich daher Menschen wohl, die für ihre Freiräume Verantwortung übernehmen, Agilität, kurze Entscheidungswege und flache Hierarchien lieben, als Individuen wertgeschätzt werden möchten und die Kontinuität und Sicherheit einer Unternehmerfamilie für ihren Arbeitsplatz als wichtig erachten – und das häufig über Jahrzehnte.

Innovative Produkte und Lösungen setzen motivierte und qualifizierte Mitarbeiter voraus. Wie machen Sie Fachkräften Ihr Unternehmen schmackhaft?

Tue Gutes und rede darüber! Dem vermeintlichen Reiz der Karrieremöglichkeiten internationaler Konzerne setzen wir gelebte Mitmenschlichkeit, individuelle Entwicklungsmöglichkeiten und langfristige Perspektiven entgegen. Wie vermitteln wir aber der Öffentlichkeit sowie Bewerberinnen und Bewerbern, dass zwar die Auswahl an Titeln für die Visitenkarte geringer ist, die Gestaltungsmöglichkeiten für persönlich erfüllende Arbeit dafür deutlich größer sind? Indem wir versuchen, sichtbar zu sein und vielfältige Einblicke zu geben! Wir nehmen an Ausbildungsbörsen teil, bieten Schulpraktika, Bachelorarbeiten und Ausbildungen an in verschiedenen Berufsbildern von Technik und Verwaltung mit dem Ziel der späteren Übernahme. Unsere Werte transportieren wir auch beispielsweise über Homepage, YouTube und Instagram. Darüber hinaus empfehlen uns auch unsere zufriedenen Mitarbeiter als soliden Arbeitgeber weiter. Erst danach können wir z.B. mit Gehalt, Ergebnisprämien, Gleitzeit, Homeoffice, 30 Urlaubstagen sowie Arbeitsplatzsicherheit und Weiterbildungsmöglichkeiten punkten.

»Es ist unser Ehrgeiz, unseren Vorsprung nicht nur zu halten, sondern weiter auszubauen. Es ist wie beim Radfahren – wer kontinuierlich in die Pedale tritt, überwindet Berge und Täler, um dahinter Neues zu entdecken.«

Sie sind weltweit unterwegs und liefern in über 60 Länder. Wie schaffen Sie es, bei den unterschiedlichen Geschmäckern und Anforderungen in den einzelnen Ländern, den Nerv der Kunden zu treffen?

Indem unsere Mitarbeiter unsere Kunden weltweit regelmäßig persönlich besuchen und ihnen aufmerksam zuhören. Gemeinsam können sie dann das für die individuellen Anforderungen passende Produkt aus unserem großen Portfolio auswählen oder eine Entwicklung anstoßen. Manchmal muss am Ende nur die Verpackung auf die besonderen Anforderungen eines Lagerhauses in einer Wüstenzone angepasst werden.

 

Ein Blick auf Ihre Webseite zeigt: Nachhaltigkeit und Verantwortung sind für das Unternehmen ein wichtiges Thema. Wie wirkt sich das im Unternehmensalltag aus?

Wir produzieren qualitativ hochwertige und langlebige Artikel aus Kunststoff – unsere Besteckeinsätze halten mindestens 3-mal länger als z.B. eine durchschnittliche Spülmaschine. Unsere Besteckeinsätze schwimmen nicht im Meer, weil sie auch nach 20 Jahren Nutzung noch gut recycelt werden können. Pro Jahr produzieren wir über 5 Millionen Besteckeinsätze und Antirutschmatten für den Weltmarkt und brauchen dafür 4 Megawattstunden Strom – seit vielen Jahren nur zertifizierten Ökostrom und seit 2021 auch selbsterzeugt mit unserer Photovoltaik-Anlage. Mit einer internen Recyclingquote von inzwischen 99% der unvermeidlich bei der Produktion anfallenden Abfälle und begleitet durch regelmäßige externe Energieaudits sind wir jeder Verschwendung auf der Spur. Selbstverständlich umfasst unser Fuhrpark inzwischen auch E-Mobilität und Ladesäulen auf dem Firmengelände. Wir wollen Teil der Lösung sein, nicht Teil des Problems.

Mit welchen Begriffen würden Sie sich beschreiben?

Gradlinig, verlässlich, sachlich-analytisch und zukunftsorientiert mit viel Spaß und Begeisterung.

Das Unternehmen wurde 1928 gegründet und hat seit 1970 seinen Sitz in Löhne. Was spricht für den Standort?

Das Herz der deutschen Küchenmöbelindustrie schlägt in OWL. Für uns als wichtiger Zulieferant ist Löhne als die „Weltstadt der Küchen“ ideal. Mit der inzwischen gut ausgebauten Bundesstraße B61 und der Nordumgehung in Bad Oeynhausen haben wir eine ideale Verkehrsanbindung an die A2 und A30. In Zusammenarbeit mit der Stadt Löhne konnten wir unseren Stammsitz in fünf Jahrzehnten von 0 auf inzwischen über 20.000 qm erweitern.

Gut ausgebildete Mitarbeiter vervollständigen die Standortfaktoren. OWL ist innerhalb Deutschlands ein regionales Cluster der Kunststoffverarbeitung, bestehend aus innovativen Unternehmen sowie Berufs- und Hochschulen. Gemeinsam gewährleisten wir eine fundierte Ausbildung z.B. als Verfahrensmechanikerin, Mechatroniker, Industriekauffrau, Kunststofftechniker oder Ingenieur und ermöglichen damit auch der nächsten Generation zukunftssichere Jobs in dieser wunderschönen Region.