PerFact Innovation GmbH & Co. KG – Dr. Robert Rae

Sie sind seit 20 Jahren im Geschäft – wie hat alles angefangen?
PerFact ist eine Ausgründung der Universität Bielefeld. Wir, mein Partner Ján Jockusch und ich, hätten damals bei SAP oder IBM anfangen können, aber das wollten wir nicht; so ist das Ganze ins Rollen gekommen. Wir haben uns selbstständig gemacht und wollten auch hier in der Region bleiben und schauen, was die Kunden brauchen. Wir sind dann auf der grünen Wiese gestartet und haben viele 100 Kunden besucht. So ist PerFact dann entstanden.

Stillstand ist Rückschritt – was sind in diesem Jahr Ihre drei wichtigsten Prioritäten, um Ihr Unternehmen auszubauen?

In diesem Jahr ist unsere Kreativität mehr denn je gefragt. Wir intensivieren die Zusammenarbeit mit der HARTING-Technologiegruppe, um unseren Kunden noch bessere Dienstleistungen und Services zu bieten. Anspruchsvolle Webinare im eigenen HARTING-Studio bildeten dazu bereits den Auftakt. Wir freuen uns allerdings sehr, dass voraussichtlich zum Herbst wieder gemeinsame Messeauftritte wie auf der sps smart production solutions in Nürnberg realisierbar sein werden.
Auf Innovationen fokussieren wir uns besonders, denn gerade in diesen Zeiten wird deutlich, wie wichtig es ist, die Digitalisierung voranzutreiben.
Ein weiteres Thema, auf das wir unser Augenmerk richten, ist die Personalqualifizierung, verbunden mit unserer Investition in die Ausbildung. Auch in diesem Jahr werden im August drei Auszubildende bei PerFact beginnen.

Sie sind in einer starken Region OWL mit Ihren Produkten unterwegs, dort wo auch Wettbewerber um Kundenaufträge werben. Wodurch unterscheidet sich die Leistung/ das Angebot Ihres Unternehmens ganz konkret von dem Ihrer Wettbewerber?

Unser Hauptmerkmal ist, dass wir lizenzkostenfrei arbeiten, d. h., unsere Systeme sind offen. Sie kommunizieren mit anderen Systemen und sind von der Kostenseite ebenfalls sehr interessant für unsere Kunden. Denn diese müssen nicht dafür zahlen, dass erfolgreich damit gearbeitet wird. Andere Systeme beispielweise werden teurer, je erfolgreicher immer mehr User damit arbeiten. Diesen Effekt gibt es bei uns nicht, sodass dies ein immenser Vorteil ist.
Darüber hinaus haben wir die wesentlich agilere Plattform und können kundenseitige ERP-Systeme ergänzen. Denn was gerade die Flexibilität in der Logistik und dem Service betrifft, sind die ERP-Systeme notorisch schwierig einzusetzen. Das ist ein weiterer Vorteil.

Im Jahre 2018 haben Sie zwei Standorte an einem neuen Standort zusammengelegt. Was tun Sie, um ein Lieblingsplatz für alle Menschen, unabhängig von Alter, Bildung, Herkunft und Einschränkungen zu sein?

Alles! Wir sind natürlich froh, dass wir hier wieder Platz haben, was vorher unser größtes Problem darstellte. Mit unseren zwei Standorten hatten wir einige Herausforderungen zu bewältigen.
Hier an einem Standort haben wir natürlich die Möglichkeit, unseren Mitarbeitenden wieder unser beliebtes Frühstück in unserer Mannschaftskombüse anbieten zu können. Wir haben ein Fitnessstudio, wo die Kollegen auch während der Arbeitszeit mal abschalten und sich aktiv betätigen können, und natürlich den Kicker. Wir bieten spannende Projekte, sehr gute, freundliche Kunden, mit denen wir zusammenarbeiten, und hier in Herford ein gutes Umfeld, das sowohl per Pkw als auch mit der Bahn gut zu erreichen ist. Darüber hinaus haben wir jetzt mit der Ausbildung am August-Griese-Berufskolleg in Löhne einen weiteren guten Faktor gewonnen, sodass unsere Auszubildenden nicht mehr so weit fahren müssen und zudem besser betreut werden. Das sind Dinge, die wir eingeleitet haben, um hoffentlich unsere Mitarbeitenden gut binden zu können.

Was tun Sie, damit Ideen von Mitarbeitern realisiert werden können?

Sicherlich ist der größte Innovator der Kunde, weil er die Herausforderung hat. Natürlich weiß er nicht, wie er diese umsetzt. Wir haben deswegen unsere IT-Berater, um den Kunden bereits im Prozess zu helfen und zu schauen, ob mit neuen oder vielleicht bestehenden Lösungen gearbeitet werden kann. Wir holen also den Kunden bereits in der Prozessanalyse ab und sehen uns beispielsweise seine Abläufe im Lager an. Daraus ergeben sich natürlich die Anforderungen an die Softwarelösungen, die dann gemeinsam mit den Programmierern und den Kunden im Dreiklang entwickelt werden. Also die Ideen gehen uns so schnell nicht aus, kommen von den Mitarbeitenden sowie von den Kunden oder auch auf Messen. So entwickeln sich letztendlich unser Baukasten und unsere Module immer weiter. Dadurch wird es natürlich für Kunden auch zunehmend interessanter, mit uns langfristig zusammenzuarbeiten.

»Man muss den Leuten das Meer zeigen und das Boot müssen sie selber bauen.«

Was genau heißt Führung für Sie? Eher loslassen oder die kurze Leine?

Sowohl als auch. In der heutigen Zeit stellen wir immer mehr fest, dass die jungen Leute andere Lebensphilosophien verfolgen, sich Lebensbedingungen auch ändern, die Gesellschaft mobiler geworden ist und eben trotzdem das Thema Führung oder besser Orientierung eine wichtige Rolle spielt. Denn wir stehen ja mit unseren Wettbewerbern in Konkurrenz.
Das bedeutet auch, dass wir uns immer mehr auf die Kundenanforderungen fokussieren müssen – das muss man eben auch vorleben und dann mit den Kollegen auch umsetzen. Hierbei spielt das Thema Teambuilding natürlich eine große Rolle und daher ist mein Lebensmotto auch: man muss den Leuten das Meer zeigen und das Boot müssen sie selber bauen.

Stichwort Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Lässt sich die Arbeit Ihrer Mitarbeiter mit privaten Bedürfnissen (Familie, Verpflichtungen etc.) vereinbaren?

Ja, das ist bei uns sicherlich relativ gut umsetzbar, wenn wir allein an das Thema Home Office und flexible Arbeitszeiten denken – das ist natürlich hierbei hilfreich. Aber nichtsdestotrotz hat man auch gewisse Rahmenbedingungen, mit denen wir arbeiten müssen; so wie beispielsweise Kernarbeitszeiten, in denen wir für unsere Kunden erreichbar sind. Wir leben diesen Kompromiss, denke ich, sehr gut, weil wir das flexibel handhaben und wir den Mitarbeitern entsprechende Möglichkeiten bieten, wie beispielsweise das Thema Elternzeit.

Was wissen Sie über die Menschen „hinter“ den Kunden, außer Zahlen, Daten, Fakten?

IT ist immer Vertrauenssache. IT-Lösungen können sie nicht anfassen, sodass wir, wenn wir mit den Kunden in Kontakt treten, auch immer eine Vertrauensbasis schaffen müssen. Denn der Kunde muss es uns zutrauen, am Ende dieses Projekt zu realisieren. D. h., dass man sich mit den Menschen beschäftigen muss, denn nur durch die Nähe zum Kunden entsteht Vertrauen. Wir müssen hinfahren, mit ihm sprechen, die Situation beim Kunden angucken und die Anforderungen aufnehmen, um dann auch zuverlässig solche Projekte umsetzen zu können. Es ist also ein sehr intensiver Kontakt und immer ein sehr intensives Kommunizieren. Dieses intensive Kommunizieren mit den Kunden macht natürlich auch Spaß und da ist dann auch immer neben der reinen Arbeitsebene die persönliche Ebene, die wir dann gerne pflegen.