Sandra Kämper – Physio bei Sandra

Physio bei Sandra, dahinter stecken über 20 Jahre Berufserfahrung und kontinuierliche Weiterbildung in verschiedenen Therapiemöglichkeiten. Wann begann Ihr Traum von der eigenen Praxis und was war der Schlüsselmoment, Ihren Traum in die Tat umzusetzen?

Es war überhaupt nicht mein Wunsch, selbst und ständig zu arbeiten bis vor ca. 3-4 Jahren. Gewissermaßen hat mein Lebensgefährte mir den Anstoß gegeben. Bereits in meinem letzten Job hatte ich viel Verantwortung und er hat mich sehr bestärkt, doch endlich mein „eigenes Ding“ zu machen. Mit meinem damaligen Arbeitgeber war ich mir dann schon einig, dass ich die Praxis übernehmen werde. Schlussendlich kam es dann doch nicht dazu und ich stand wieder ganz am Anfang. Meine Weichen waren aber bereits Richtung Selbständigkeit gestellt. „Jetzt erst recht!“, sagte ich mir, „ich mache meinen ganz eigenen Weg und mache mich selbstständig!“

Wenn Sie den Weg von der Entscheidung bis zum Eröffnungstag Ihrer eigenen Praxis in Etappen beschreiben müssten, welche Meilensteine würden Sie nennen?

Der erste Schritt war die Suche nach einem geeigneten Standort. Mieten, kaufen oder bauen? Trotz der aktuellen Situation auf dem Immobilienmarkt, habe ich die passenden Räume dann doch relativ schnell gefunden. Den eigentlichen Schritt in die Selbständigkeit hatte ich ja schon davor vorbereitet. Vieles war also schon klar, wie beispielsweise das Praxislogo, die Planung und mein Konzept, etc… Und dann ging es Schlag auf Schlag. Renovierung in Eigenleistung mit Unterstützung von Partner, Familie und Freunden –ohne die geht es nicht-, Anschaffungen, Einrichten und nach drei Monaten konnte ich meine eigene Praxis eröffnen.

Was war Ihre Motivation, auch in schwierigen Momenten weiterzumachen, wo gab es die größten Hürden?

Der Wille, es trotz der kurzfristig, gescheiterten Praxisübernahme selbst zu schaffen, hat mich vorangetrieben und zusätzliche Energien freigesetzt, auch wenn es mal holprig war. In der Vorbereitung auf meine Selbständigkeit, hatte ich außerdem bereits im vorigen Jahr ein Existenzgründungsseminar besucht und mir für die Bereiche, die mir neu waren, Rat und Unterstützung gesucht. Mein Businessplan stand, die Finanzierung für die Physiotherapiepraxis klappte reibungslos, womit ich gar nicht gerechnet hatte. Die notwendigen Formalitäten konnte ich mit Unterstützung des Verbands Physio Deutschland, dem ich beigetreten war, ebenfalls gut bewältigen. Es gab keinen Moment, in dem ich dachte, es geht nicht mehr weiter. Das Ziel war klar und eines fügte sich zum anderen.

»Es gab keinen Moment, in dem ich dachte, es geht nicht mehr weiter. Das Ziel war klar und eines fügte sich zum anderen.«

Praxen für Physiotherapie gibt es viele. Was macht Ihre Praxis aus?

Meine Ausrichtung ist an erster Stelle orthopädisch-chirurgisch, wie viele andere Praxen auch, mit diversen Zusatzqualifikationen in weiteren Therapiemöglichkeiten. Als physiotherapeutische Heilpraktikerin darf ich zusätzlich körperliche Leiden eigenständig ohne ärztliche Weisung diagnostizieren und physiotherapeutisch behandeln, Dauer und Inhalt der Behandlung kann ich selbst bestimmen.

Was den tatsächlichen Unterschied ausmacht? Der Mensch und eine entspannte Wohlfühlatmosphäre stehen bei mir im Mittelpunkt! Neben der kompetenten physiotherapeutischen Betreuung ist es mein Anspruch, jedem Patienten individuelle Aufmerksamkeit zu schenken und gerne auch einmal ein persönliches Wort zu wechseln. Da ich selbstbestimmt und flexibel in der Terminplanung bin, plane ich so, dass ich meinen Patienten, wenn erforderlich, etwas mehr Zeit widmen kann, ohne dadurch nachfolgende Termine zu vernachlässigen oder wesentlich zu verspäten.

Früher haben Sie als Angestellte im Team gearbeitet, jetzt sind Sie selbständige Einzelkämpferin. Wie kommen Sie mit dieser Veränderung zurecht?

In meinem Beruf ist das tatsächlich keine große Veränderung. Selbst wenn man als Physiotherapeutin in einem Team arbeitet, ist man doch eigentlich alleine. Früher war ich ebenso auf mich gestellt, aber eher getaktet und fremdbestimmt durch vorgegebene Termine. Nun gebe ich den Takt selbst vor in entspannter Praxisatmosphäre. Dieses Gefühl der Selbstbestimmung und Ausgeglichenheit, auch in der Behandlung und Zuwendung für meine Patienten, ist mir wichtig. Natürlich muss ich dabei die Wirtschaftlichkeit und die Zahlen im Blick behalten. Nebentätigkeiten, wie Abrechnung, Buchhaltung, usw. werden meist nach Feierabend oder nicht selten am Wochenende erledigt, was ich gerne in Kauf nehme. Die Vorteile meiner Selbständigkeit und Unabhängigkeit überwiegen bei weitem. Was ich mache, mache ich für mich, mit einer anderen Motivation, und ich mache es gerne!

Wie lautet Ihre erste Zwischenbilanz nach den ersten Monaten?

Beide Daumen hoch, mit einem breiten Grinsen. Ich bin immer zwei Wochen im Voraus ausgebucht und könnte noch mehr, wenn ich wollte. Dennoch, ich will mit meinen Kräften haushalten und mir Auszeiten gönnen, um dann ganz und mit Energie für die Patienten da zu sein. 30 Tage Urlaub und 5-Tage-Woche ist vorerst nicht mehr.

Dennoch, alles ist richtig und gut, so wie es ist! Ich habe mir langfristig eine tolle Perspektive geschaffen und um den Teamgedanken nochmal aufzugreifen: ich kann Unterstützung durch Mitarbeiter in der Physiotherapie gebrauchen.

Sie haben es geschafft und können sehr stolz darauf sein. Machen Sie anderen Gründerinnen und Gründern Mut! Worauf kommt es an?

Das Ziel klar vor Augen haben: Was will ich machen und wo will ich hin! Wichtig ist, der Glaube an sich selbst und eine große Portion Mut und Selbstbewusstsein. Natürlich ist es ungemein wertvoll, sich von außen Rat und Unterstützung zu holen. Letztendlich sollte man jedoch ganz bei sich und seiner Linie, bei mir ist das der „pinke Faden“ sozusagen, treu bleiben.